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nachdenklich



weil nämlich heute: sonntagsmatinee im volkstheater mit frau doktor, x und andre glucksmann.

glucksmann, französischer philosoph, von den medien jetzt überall verteufelt als george w. fan und kriegshetzer. was er NICHT ist.

subjektiv rausgehört heute habe ich: glucksmann klagt den völkermord in tschetschenien an, um den sich die welt einfach nicht schert. glucksmann sagt, man muss etwas tun gegen hussein, da er die zeit auf seiner seite hat, da er ein massenmörder ist, da das irakische volk ein recht darauf hat, befreit zu werden. glucksmann sagt, dass man sich bewusst sein muss, dass biologische und chemische waffen sehr schwer zu finden, da sehr leicht zu verstecken sind. glucksmann sagt, das irakische volk wird sich nicht selbst befreien können, genauso wenig wie sich damals die deutschen selbst von den nazis befreien konnten, genauso wenig wie sich die tschetschenen selbst helfen können.

"im Fall des Irak denke ich, dass Saddam Hussein ein Mörder ist, dass er auch in der Zukunft Morde plant und dass das Aufhalten eines Massenmörders eine gute Sache ist." (standard.at)

rechtfertigt der zweck die mittel? eigentlich nein. aber: was würde ein irakischer bürger dazu sagen?

man sollte sich vor anti-amerikanismus in acht nehmen. ich will keinen krieg. diese beiden aussagen widersprechen sich nicht.



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violet



Anders als die meisten Intellektuellen unterschied Violet nicht zwischen geistig und körperlich. Ihre Gedanken schienen ihr ganzes Wesen zu durchlaufen, so als wäre Denken eine sinnliche Erfahrung. Ihre Art, sich zu bewegen, suggerierte Wärme und Entspanntheit, ein gelassenes Wohlbefinden im eigenen Körper.

Sie war ständig dabei, es sich gemütlicher zu machen. Sie kuschelte sich in Sessel und lockerte Hals, Arme oder Schultern. Sie schlug die Beine übereinander oder ließ eines über die Sofakante baumeln. Sie neigte dazu, tief Luft zu holen, zu seufzen und sich auf die Unterlippe zu beißen, wenn sie nachdachte. Manchmal streichelte sie beim Reden sanft ihren Arm oder befühlte beim Zuhören ihre Lippen. Wenn sie mit mir sprach, streckte sie oft die Hand aus und berührte ganz leicht die meine.

Wenn ich mit ihr sprach, hatte ich das Gefühl, ihre Gedanken seien in weiten, offenen Räumen genährt worden, wo selten geredet wurde und Stille herrschte.



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parole, parole, parole



als ich ihn kennengelernt hab, hat er sich irgendwie verfolgt gefühlt, sagt sie. seine ex-freundin war aus dem dunstkreis der freimaurer, und er glaubte, beobachtet zu werden.

er hat sich nicht mehr getraut, meinungen abzugeben, weil er nicht wusste, ob diese den beurteilungen standhalten würden. wobei er nie klar definieren konnte, wer der urteilende war, erzählt sie. wenn er ein buch aufschlug, schmiss er es sofort wieder in eine ecke, weil er nicht wusste, ob er glauben sollte, was darin stand.

sie glaubt, ihn heilen zu können, denke ich bei mir. hoffentlich wird sie diesen glauben nicht verlieren.

das mit dem glauben ist eine schwierige sache. mein philo-professor in der maturaklasse sagte uns einmal, wir sollten uns doch irgendein wort hernehmen, es abends vorm schlafengehen 50x aufsagen und dann drüber nachdenken, was es bedeutet.

interessant, dachte ich, legte mich ins bett und mantraisierte das wort "fenster". und, siehe da, am ende der übung kam mir das wort "fenster" abstrakter vor als alle anderen worte, die mir einfielen.

alles nur worte. alles nur wörter. und, um die perfidie zu komplettieren, gibts jedes einzelne davon auch noch in vielen verschiedenen sprachen.

masken einer angenommenen realität.

schüssels gesicht gestern in der zib2 war eine ziemlich blasse maske.

klasse maskiert hier: tinyurl.com



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an einem dienstag im februar



war ich schwimmen im jugendstilbad mit x und es gefiel. danach lauschte ich seinen anektoten über die zeit in paris und seine gedanken zum briefwechsel des ehepaars fontane; während mein herz überlegte, ob es denn nicht besser zerspringen sollte vor glück.

heute morgen einen netten artikel über einen buchladen im pariser quartier latin gelesen: shakespeare & company. der besitzer, ein uralter us-exilant, erlaubt jungen reisenden, dort zu übernachten, bedingungen: 2-3 stunden mitarbeit im laden / nacht, lektüre eines buches, und: hinterlassen einer autobiographie mit photo. diese wird dann in einen papiercontainer mit den autobiographien anderer übernachtungsgäste geworfen und aufbewahrt. irgendwann wird schon einer der ehemaligen gäste berühmt werden, und dann: HA! wer kann mit der unveröffentlichten autobiographie aufwarten??? genau.

die isar ist lässiger als die donau, und die hiesigen anker-filialen heissen müller. globalisation-alert! (eng.)



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we could have been the evil ones. but we only dropped a coin.



samstag war ja hier an der tiefseefisch-außenstelle nicht nur brutal-schneefall, sondern auch hektische sicherheitskonferenz. den ersten demo-treffpunkt fand ich nett, pensionisten, familien, grüne mit anti-stickern, alle gut gelaunt, die polizisten trugen graue wollmützen und lächelten. alles sehr friedlich, alles sehr wir-sind-eine-große-familie-und-wollen-gutes. wir stiefelten dann durch die innenstadt, irgendwo mussten die autonomen krachmacher ja sein, und prompt gelangten wir an die ersten polizeiabsperrungen, was tun? nicht lang zögern, einfach nett fragen ob wir denn da nicht durchdürften, wir wären ja nur touristen und wollten ja nur zurück zum auto, und überhaupt, ja, ausweis hamma, und schon waren wir drin in der verbotenen sperrzone, haben die lieben jungen polizisten wohl ein bisserl überrumpelt. ja, und dann wurde es echt ein bisserl spooky, abgesperrte, menschenleere straßen, totenstille, tiefschnee, überall schweigende polizisten, die in gruppen herumstanden und uns mit blicken durchbohrten. in der luft nur überall rückkoppelungsgeräusche, nicht auszumachen, woher die kamen, wanzen überall, das checkten wir sofort. wir stießen bis zur rückseite des bayrischen hofes vor, quasi dreissig meter luftlinie zu rumsfeld und co, ich hysterisch kichernd, x immer ruhiger werdend,als plötzlich, aus dem nichts, ein polizist auf uns zulief mit den worten: ihr habt da was verloren! und drei meter hinter uns etwas aufhob, es kurz untersuchte und uns dann nachtrug: ein geldstück. war wohl aus meiner tasche gefallen, ich hatte nix bemerkt, hörte man auch nicht auf dem schnee aufschlagen, war auch nicht wichtig, nur, im nachhinein betrachtet: man hatte uns da wohl schon ordentlich beobachtet, und wann hat mir mal ein polizist ne münze hinterhergetragen?

wir stolperten dann wieder raus aus der verbotenen zone, guckten uns noch kurz den rest der demo an und verschwanden, um uns leberkässemmeln zu kaufen und ein paar wände hochzuklettern.

gestern war dann die liebe a. hier und pläne hingen plötzlich in der luft, ja, warum eigentlich nicht die stadt wechseln, was will man eigentlich noch in wien, wärs nicht an der zeit, sich selber komplett neu zu erfinden, alles neu zu machen, von vorne zu beginnen, auszutesten, ob man das noch kann? sich auf sich selber reduzieren, die öffis durchschauen, ein lieblingskaffeehaus finden, eine neue adresse haben, einen neuen rhythmus riskieren, sich aus der alten fadesse lösen, beim durchschauen des veranstaltungskalenders kribbeln empfinden, offen sein, hinter einem lächeln einfach nur ein lächeln vermuten, wohnungen anschauen, jobinserate durchforsten, neu durchatmen. if not now, then when? und warum eigentlich nicht?

denkaufgabe: was hält mich in wien?



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do 100108


sehe: woody allen höre: autos vorbeirauschen weil ich bei offener balkontüre in der küche rauche schmecke: gummibärli rieche: verrauchte wohnung fühle: rastlosigkeit trage: thailandhose (unten sommer) und wollpulli (oben winter) lese: kureishi/ das sag ich dir rauche: heute wenig hätte gerne: ein ende des wartens wäre gerne: in gesellschaft gute tat heute: die wildschweine besucht böse tat heute: die wohnung weiter ...
von nowhere @ 10.01.08, 23:30

do 291107


sehe: abschiede höre: immer dieselben lieder schmecke: bier rieche: nicht nach mir fühle: benommenheit rauche: ich fresse die zigaretten schon fast trage: graues kleid. schwarze strümpfe. schickes rosa unterkleid. lese: gerade ausgelesen: peter stamm/ an einem tag wie diesem. jetzt mache ich weiter mit: john von düffel/ beste jahre; und nebenbei blättere ich im decamerone hätte gerne: mehr ...
von nowhere @ 29.11.07, 19:23

anders.


das sehnen nach dem anders. nach dem wegrücken vom jetzt; wissend, dass die zufriedenheit nie zufriedenzustellen ist. sehnend nach einem alltag, der ohne der bestehende zu sein, ein alltag ist. mit grosser angst. und neugier. mut. der grösser wäre, wäre ich allein. sehnen nach dem anders: das präsent ist, kommen wird, und vielleicht gehen wird. die ...
von nowhere @ 13.11.07, 21:31

di 131107


sehe: mich älter werden rieche: keine vernunft schmecke: aufregung höre: lou reed/ perfect day fühle: morgen trage: lachend rauche: dauernd hätte gerne: zeit für alltag wäre gerne: die einzige gute tat heute = böse tat heute es wird: ich ein drittel jahrhundert alt und keinen tag klüger
von nowhere @ 13.11.07, 21:20

fr 021107


sehe: in meine träume höre: immer dieselben träumlieder schmecke: wieder mehr rieche: leider riechen träume nicht fühle: weiter lese: ein grosser esel trage: mein schlafendes kind hätte gerne: eine freifahrtkarte für die db bzw öbb wäre gerne: in wien gute tat heute: im wald spazieren gegangen böse tat heute: im wald spazieren gegangen es wird: ein waldbrand
von nowhere @ 03.11.07, 00:32

so 281007


sehe: wieder meine küche höre: leaving on a jetplane schmecke: eine angebrochene flasche burgenländischen rotweins rieche: nach letzter nacht fühle: das richtige rauche: österreichische nil (oder warens kim?) lese: die landschaft hinterm zugfenster trage: schwer hätte gerne: unendlich mehr zeit wäre gerne: dort gute tat heute: aus österreich zurückgekommen böse tat heute: alles, was ich derzeit tue, ist richtig es wird: bald ...
von nowhere @ 28.10.07, 19:57

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