Stuckrad-Barre leidet öffentlich.

Ist es nicht erstaunlich, dieses Bekehrtsein? Dieses öffentliche Aufarbeiten von öffentlicher Beobachtung die ach so öffentlichkeitsscheuen Menschen angeblich, und jetzt erstmals öffentlich gestanden, so schwer zugesetzt hat?

Ich bin auf Oli Kahn reingefallen. Ich habe ihm sogar eine gewisse Reflektiertheit aufgrund seines Buches zugestanden. Dort gehts zwar primär um Selbstbeweihräucherung. Es ist aber trotzdem irgendwie ein Sportbuch. Und ich mag es, wenn Menschen allzu aufgelegten Versuchungen widerstehen. Dann sprach ich mit jemandem darüber. Und sein Standpunkt war irgendwie einleuchtender: Was für ein skurriles Bild. Kahn gibt eine Pressekonferenz für ca. 50 Millionen Journalisten und beklagt sich darüber, dass er eine öffentliche Person ist. Und darum gehts auch in dem für eine breite Öffentlichkeit bestimmten und nun erstmals einer breiten Öffentlichkeit präsentierten Buch. Ich habe meine Meinung dann irgendwie revidiert. Ich finde Kahn doch genauso bescheuert wie nach der Lektüre der Frau im Spiegel mit den ersten aufkeimenden "Verena"-Gerüchten.

Aber um noch mal auf Stuckrad-Barre zurückzukommen: Ich habe ein Syndrom entdeckt. Das sogenannte "SOTSOG"-Syndrom. Lang ausgesprochen: Das "Standing on the Shoulder of Giants"-Syndrom. Wesentlichstes Merkmal: Ein sehr gemochter Schaffender fabriziert nach wie vor Zeug, das mit viel Wohlwollen auf- und wahrnehmbar ist. Das einzige Problem: Alles was richtig spannend, reinkippenswert, fast schon ein bisschen äraesk war, ist einfach erledigt.

Traurig.

Natürlich ist es auch unfair SOTSOG da reinzuziehen. Ach, ich weiß nicht...